Geschichte


(Zusammengetragen von Roland Paul)

SchellweilerWie Prof. Dr. Ernst Christmann schon vor Jahren nachgewiesen hat, gehört Schellweiler nicht in die Familie der sogenannten „Weiler-Orte“, die uns – wie z.B. Ehweiler und Ruthweiler oder die schon lange verödeten Siedlungen Rintzweiler, Dimschweiler oder Heubweiler – aus dem westlichen Teil des Kreises Kusel bekannt sind. Im Gegensatz zu diesen „echten“ Weiler-Orten ist Schellweiler nicht etwa schon in der Zeit zwischen 600 und 750 n. Chr., sondern später entstanden.

In seinem Werk „Siedlungsnamen der Pfalz“ hat Professor Christmann dies anhand der ältesten Schreibweisen des Ortsnamens glaubhaft belegen können. Vor 725 Jahren, im Jahre 1277, begegnet uns der Ort erstmals in einer allerdings nur kopial überlieferten Urkunde. Bartholomäus, der Abt des Klosters zu Reims, bestätigte darin, daß „Conradus dictus Busche de Schulrebure“ Ackerland auf der Schellweiler Gemarkung vom Kloster in Besitz habe. 1289 verpachtete Abt Johannes von Reims den Söhnen des Konrad Busche, Andreas und Lorenz Busch von Schellweiler Güter der Propstei „in territorio de Sulrebure“. Bei der Namensdeutung haben wir von der frühesten Schreibweise „Schulrebure, Sulrebure“ auszugehen. In einem Zehentbuch der Probstei Remigiusberg heißt es dann erst 1446 „Scholwijlre“. Aus dem Jahr 1460 ist die erste uns vertraute Nennung des Ortsnamens als „Schelwilre“ überliefert, aus dem bald der Name Schellwiller – wie die mundartliche Form heute noch lautet – bzw. der offizielle Ortsname Schellweiler entstand.

Was bedeutet nun der Ortsname? Lassen wir den Namensforscher Ernst Christmann selbst sprechen: „Dieses „-bure“ als zweiter Teil des genannten Dorfnamens ist ein altes Wort, das jetzt „Bauer“ lauten müßte, ‚das Gebaute, der Bau, das Haus‘ bedeutet und in „Vogelbauer“ (im Sinne von Vogelkäfig) auch noch erhalten ist. Erster Teil in unseren alten Formen für Schellweiler ist ein Wort, das in der Sprache der Zeit Barbarossas, im sogenannten Mittelhochdeutschen, „sölre, solre, sulre, sülre“ hieß, als „Söller“ heute noch da ist, aber ehemals ‚Speicher (zur Aufbewahrung von Frucht, Getreide)‘ bedeutete. Wir haben die ältesten Formen „Sulrebure“ zu lesen und als ‚Speichergebäude, Zehntspeicher, Zehntscheuer‘ zu verstehen. Daraus ergibt sich: Erst errichtete man an der Stelle des heutigen Dorfes ein solches Gebäude, und es dürfte die Probstei Remigiusberg gewesen sein, welche es herstellen ließ, um darin die in der Umgegend eingesammelten Zehntfrüchte aufzuheben. Ob das schon im 8. oder 9. Jahrhundert geschah oder erst im 11. oder noch später, vermögen wir nicht zu sagen. Als aber im 14. Jahrhundert der Name nicht mehr verstanden wurde, erfolgte die Umbildung von altem „Sölre-“ zu „Schill-„, und weil es in der Nachbarschaft Ehweiler, Ruthweiler, Heibweiler, Dimschweiler usw. gab – die beiden letzteren sind untergegangen -, paßte man den zweiten Namensteil diesem „-weiler“ an.“

SchellweilerBis zur Mitte des 15. Jahrhunderts gehörte Schellweiler zur Grafschaft Veldenz. Als die Veldenzer Grafen Postkarte in männlicher Linie ausstarben, ging die Grafschaft 1444 an die Herzöge von Zweibrücken über. Die Veldenzer Erbtochter Anna hatte sich mit Herzog Stephan von Zweibrücken verheiratet. Fortan blieb das gesamte Oberamt Pfeffelbach, zu dem Schellweiler gehörte, etwa 350 Jahre, bis in die Tage nach der Französischen Revolution beim Herzogtum Zweibrücken.

Die erste detaillierte Einwohnerliste Schellweilers findet sich im Kirchenvisitationsprotokoll aus dem Jahre 1609. Damals belief sich die Einwohnerzahl auf 86, die sich auf 18 Familien verteilten. Schon damals finden wir hier Familiennamen, die zumindest teilweise noch heute in der Kuseler Gegend vorkommen: Bernhart Clas, Hans Debolt, Abraham Jung, Hans Jung, Debolt Jungen Witwe Katharina, Remig Jung, Nickel Lawer (Lauer), Johann Morgenstern, Lorenz Müller, Hans Naw (Nau), Peter Nickels Witwe Madlena, Adam Remig, Hans Schäffer, Adam Zimmermann, Franz Zimmermann, Michel Zimmermann. Ein angesehener Mann war Hans Jung. Er war Censor, d. h. Kirchenältester. Die meisten waren von Beruf Bauern, zwei Tagelöhner, zwei Schäfer, und zwei waren Zimmerleute, beide hießen Zimmermann. Es war noch gar nicht so lange her, daß die Menschen feste Familiennamen bekommen hatten, die oft nach körperlichen Merkmalen wie der Körpergröße (so entstanden die Namen Klein, Groß oder Dick) oder nach Berufen gebildet wurden. In Schellweiler wurde – wie wir sehen – der Zimmermann nach seinem Beruf benannt, und so hießen dann auch seine männlichen Nachkommen alle Zimmermann.

In dem ein paar Jahre später ausgebrochenen Dreißigjährigen Krieg dürfte Schellweiler das gleiche harte Schicksal erlitten haben wie viele andere Dörfer der Westpfalz auch. Viel Leid ist über die etwa 90 Einwohner Schellweilers gekommen. Unsere Vorfahren erlebten den Krieg mit all seinen schrecklichen Begleiterscheinungen, ganze Familien wurden ausgelöscht, Seuchen wie die Pest breiteten sich aus, die Bewohner wurden vertrieben oder sie ergriffen die Flucht vor den feindlichen Soldaten, Häuser verfielen, Gebüsch und Gehölz überzog die Ruinen nach einigen Jahren.

27 Jahren nach Kriegsende (1675) zählte Schellweiler erst wieder drei Familien. Doch noch konnte sich der Ort nicht entfalten. Der Pfälzische Erbfolgekrieg zerstörte manches, was gerade wieder aufgebaut war. Es dauerte Jahrzehnte bis das Dorf seine ehemalige Bevölkerungszahl wieder erreicht hatte.

1709 wurde die verfallene Dorfmühle neu aufgebaut. Carl Sundahl, der Hofbeamte des Herzogs Christian IV. von Pfalz-Zweibrücken, nahm die Mühle 1745/46 in sein Verzeichnis aller Wassertriebswerksanlagen im Oberamt Lichtenberg auf. Er schrieb: „Die Schellweiler Mühle liegt im Hiflersgrund, wird von 3 Brunnenbächlein gespeist. 12 Schuh hohes Wasserrad; muß 1/3 des Jahres aus Wassermangel stillstehen. Pacht: 1 Malter Korn und 1 Malter Hafer. Erbbeständer ist Friedrich Heyl, hat die Mühle 1709 wieder neu aufgebaut. Hat nicht viel zu mahlen. Im Handel mit Kusel läßt sich ab und zu etwas verdienen. Dann kauft er Früchte auf und leiht sie in den „armen Zeiten“ den Leuten oder gibt sie faßweise weg, wodurch er auch etwas gewinnen kann.“

Um die Mitte des 18. Jahrhunderts waren auch Schellweilerer Bürger an der großen Auswanderungswelle nach Nordamerika beteiligt. 1739 wanderte der 1709 in Schellweiler geborene Johann Paul Samsel mit seiner Frau und ihren zwei in Rathsweiler geborenen Kindern nach Pennsylvanien aus. 1741 machten sich Johann Theobald Brauchler und sein Schwager, der Schuhmacher Peter Burgay mit Frau und drei Kindern mit dem Schiff „Snow Molly“ über Rotterdam nach Philadelphia auf. Sie ließen sich alle zunächst in Lehigh County, Pennsylvanien, später in Lower Milford, Bucks County, nieder. Vor ihrer Auswanderung hatte sie vorschriftsmäßig um die Erlaubnis zum Wegzug aus dem Herzogtum Zweibrücken gebeten und die „Manumission“ erhalten.

In politischer Hinsicht teilte Schellweiler im 18. Jahrhundert das Schicksal der Nachbardörfer, die alle zum Herzogtum Zweibrücken z“hlten. Das Herzogtum war von 1681 bis 1718 in Personalunion mit Schweden verbunden, d.h. der König von Schweden war gleichzeitig Herzog von Zweibrücken. Auf dem schwedischen Thron regierte damals zunächst Karl XI., ein Sproß der Zweibrücken-Wittelsbachischen Linie Kleeburg. So waren auch unsere Schellweilerer Vorfahren einst Unterthanen des schwedischen Königs. Dies änderte sich 1718, nachdem das Herzogtum an die sogenannte Bischweiler Linie gefallen war. Seine Blütezeit erlebte das Herzogtum im 18. Jahrhundert unter Herzog Christian IV. Er hielt sich h“ufig ganz hier in der Nähe, auf seinem Jagdschloß in Pettersheim auf. Um die Finanzen seines Landes aufzubessern, erhielt Christian IV. vom französischen König sogenannte Subsidiengelder. Als Gegenleistung gründete er das Regiment „Royal-Deux-Ponts“, dessen Inhaber der Herzog von Pfalz-Zweibrücken, höchster Befehlshaber jedoch der König von Frankreich war. Als sich Frankreich in den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg einschaltete, um gegen England die aufständischen Kolonien in Nordamerika zu unterstützen und mehrere Regimenter über den Atlantik schickte, befand sich auch das Zweibrücker Regiment „Royal-Deux-Ponts“ darunter, das 1781 maßgeblich an der für die amerikanisch-französische Allianz erfolgreich verlaufenen Schlacht von Yorktown beteiligt war. Möglicherweise waren auch Männer aus Schellweiler mit dabei.

SchellweilerChristian IV. starb am 5. November 1775 auf seinem Jagdschloß in Pettersheim. Bald nach dem Regierungsantritt seines Neffen, des Herzogs Karl II. August, mußten die Untertanen dem neuen Herrscher huldigen. Die Huldigungsliste von 1776 nennt die männlichen, über 18jährigen Einwohner und die Witwen: Theobald Becker senior und sein Sohn Adam (21 Jahre), Peter Becker und sein Sohn Lorenz (36 Jahre), Abraham Samsel und sein Sohn Georg (22 Jahre), Simon Rockert und sein Sohn Adam (19 Jahre, „dient zu Konken“), Henrich Samsel junior und sein Sohn Peter (20 Jahre, „dient zu Krottelbach“), Friedrich Ludwig und sein Sohn Jacob (19 Jahre), Friedrich Mazenbecher (Matzenbacher), Abraham Müller, Nickel Brauchler, Theobald Simon, Nickel Morgenstern, Jacob Kaufmann, Henrich Weiß, Jacob Renn, Abraham Becker jun., Henrich Samsel sen., Johannes Samsel, Johannes Bier, Daniel Samsel, Friedrich Becker, Peter Morgenstern, Theobald Becker jun., Jacob Becker, Jacob Bader, Theobald Schneider, Nickel Brauchler und die „Wittweiber“ Theobald Samsel Wwe. mit ihrem Sohn Abraham (22 Jahre), Abraham Becker Wwe., Nickel Morgenstern Wwe., Andreas Müller Wwe., Theobald Samsel Wwe., Jacob Brauchler Wwe. sowie S“hne, die keine Eltern mehr hatten und über 18 Jahre alt waren: Wilhelm Rübel (26 Jahre), Adam Rübel (24 Jahre) und Daniel Rübel (23 Jahre).

Im Jahre 1776 zählte Schellweiler also 26 „Gemeinsleute“ und sechs „Wittweiber“, die genaue Einwohnerzahl wissen wir nicht, es dürften zwischen 100 und 120 gewesen sein.

Im letzten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts ging die Zweibrücker Herrschaft über Schellweiler zu Ende. Der 1792 über die Pfalz hereingebrochene Revolutionskrieg zwischen Frankreich einerseits und den verbündeten preußischen und österreichischen Truppen ging auch an Schellweiler nicht spurlos vorbei. Im sogenannten „Plünderwinter“ von 1793/94 drangsalierten französische Revolutionstruppen, vor allem die von der Regierung in Paris eingesetzte „Commission de grippe“, die Einwohner unserer Gegend auf brutale Weise und nahm ihnen das letzte Stück Vieh aus dem Stall. Französische Soldaten drohten damals ganze Dörfer in unserem Raum einzuäschern und die Bürgermeister zu erschießen, wenn nicht binnen kurzer Zeit bestimmte Geldbeträge und Naturalien geliefert würden. 1794 litten die Schellweilerer mit den Einwohnern von Kusel, als die Franzosen die Stadt Kusel niederbrannten. Sicher fanden damals eine Reihe von obdachlosen Kuseler Familien bis zum Wiederaufbau ihrer Häuser auch in Schellweiler ein vorübergehende Bleibe.

Nachdem das linksrheinische Gebiet im Frieden von Campo Formio (1797) an Frankreich gefallen und die Verwaltung nach französischem Vorbild neu organisiert worden war, wurde Schellweiler Teil des Kantons Kusel. der zum Arrondissements Birkenfeld im Departement Sarre (Saar) gehörte. Der Ortsvorsteher der einzelnen Gemeinden trug nun die Amtsbezeichnung „Adjoint“ bezeichnet, der dem „Maire“ (Bürgermeister) in Kusel unterstand. Später wurde daraus der Adjunkt.

Auf der „Mairie“ In Kusel wurden fortan die Personenstandsveränderungen wie Geburten, Heiraten und Sterbefälle beurkundet, was zuvor nur von den Pfarrern in den Kirchenbüchern festgehalten worden war. Die Bevölkerung begrüßte die Aufhebung der Leigbeigenschaft, den Wegfall der Frondienste und des Zehnten. Doch stattdessen wurden vielerlei Steuern eingeführt, die unsere Vorfahren an die neu geschaffenen Einnehmereien abzuführen hatten, wie z.B. eine ganze Reihe von Verbrauchs- und Genußsteuern, u.a. die Branntweinsteuer. Die Gewerbefreiheit und die Schwurgerichtsbarkeit wurden eingeführt. Unter Kaiser Napoleon I. wurde ein neues Gesetzbuch, der Code Civil, eingeführt, der in der Pfalz bis zur Einführung des Bürgerlichen Gesetzbuches im Jahre 1900 Geltung hatte. Die Konskriptionspflicht führte vielerorts, sicher auch hier in Schellweiler, zu Differenzen mit den vorgesetzten Behörden. Für taugliche Wehrpflichtige, die die erforderliche Körpergröße von 1,50 Meter hatten, gab es nur eine legale Möglichkeit den Waffendienst zu umgehen: Die Stellung eines Ersatzmannes. Doch dies konnten sich nur die ganz Wohlhabenden leisten. Es war eine teure Angelegenheit, die übrigens auch später in der bayerischen Zeit praktiziert worden ist. Dennoch mußten auch Schellweilerer Männer der Wehrpflicht genügen. Manche kämpften jahrelang auf den Schlachtfeldern Napoleons in Rußland oder auf der Pyrenäenhalbinsel.

SchellweilerBei den Nationalgüterversteigerungen im Jahre 1804 hatten sämtliche Gemeindeglieder von der Altes Schulhaus französischen Regierung verschiedene Ländereien ersteigert, wie z. B. Äcker auf dem Geisenrech und im Faltersgraben. Die Flurstücke wurden später einzelnen Bürgern zugeteilt, wie dies aus dem Urkataster von 1845 ersichtlich ist.

Mit der Niederlage Napoleons in der Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813 ging die französische Herrschaft am Rhein zu Ende. Auf dem Rückzug schleppten die Soldaten im Winter 1813/14 Typhus hier ein. Die Typhusepidemie forderte damals auch in Schellweiler mehrere Opfer.

Nach zweijähriger gemeinsamer österreichisch-bayerischer Regierung kam die Pfalz 1816 an Bayern, wo seit 1806 König Max Joseph I., der jüngere Bruder des letzten Zweibrücker Herzogs Karl II. August regierte. 1818 wurden die Landkreise geschaffen, damals noch Landkommissariate genannt. Schellweiler kam zur Bürgermeisterei Kusel im Kanton Kusel des Landkommissariats Kusel. Schellweiler wurde künftig von einem Ortsvorsteher mit der Dienstbezeichnung „Adjunkt“ repräsentiert

Im ersten Drittel des vorigen Jahrhunderts ist die Einwohnerzahl Schellweilers stark angestiegen. Betrug sie im Jahre 1802 noch 209 Personen, so lebten 1828 bereits 290 und neun Jahre später 356 Menschen hier. In dieser Zeit verließen auch wieder Amerika-Auswanderer das Dorf, wie z. B. Jakob Dewald, der 1834 mit Frau und Kindern und weiteren Familien aus der Region fortzog, sich nach langer entbehrungsreicher Reise am Ostufer des Mississippi niederließ und einer der Gründerväter des Städtchens Millstadt in St. Clair County, Illinois wurde.

Kirchlich gehörten sowohl die Protestanten (bzw. vor der Union von 1818 Lutheraner und Reformierte) als auch die Katholiken zu Kusel. Der überwiegende Teil der Bevölkerung war in den letzten Jahrhunderten reformiert bzw. protestantisch. Die Katholiken bildeten stets eine Minderheit. 1837 gehörten nur 15 Einwohner dieser Konfession an, während die Zahl der Protestanten damals 341 ausmachte.

Der im Januar 1845 angelegte zweibändige Urkataster der Gemeinde Schellweiler ist eine ausgezeichnete Quelle für die Ortsgeschichte. Er diente als Grundlage für die Bemessung der Grundsteuer in der folgenden Zeit. Damals zählte Schellweiler 68 Häuser, deren Eigentümer, Erwerb oder Erbauungsjahr in der Quelle genannt werden. Neben den 66 privaten Gebäuden besaß die Gemeinde selbst zwei Anwesen: das Schulhaus, von dem wir gleich hören werden und ein Wohnhaus mit Scheuer, Schweinestall, Backofen und Hofraum (Plan-Nr. 1a), von dem es heißt, es sei – wie eine ganze Reihe von Grundstücken – „seit unfürdenklicher Zeit Eigenthum der Gemeinde“. Insgesamt verfügte die Gemeinde damals über 145 Tagwerk und 2 Dezimal steuerbaren Besitz. Darunter waren die Waldungen „Hundsheck und Konkerwald“ (mit 32 Tagwerk 57 Dez.) und die Waldung „Breitenbusch“ (mit 37 Tagwerk und 42 Dez.). Als „unsteuerbarem Besitz“ zählten die Gemeindewege, Feld- und Holzwege und Fußwege (der „Pörzpfad“, der „Schweinspfad“, der „Kirchenpfad“, der „Hasenpfad“ sowie dessen Fortsetzung, „der „Konkerspfad“. Im Kataster ist auch schon von einer Wasserleitung die Rede. Ihre Quelle, „der Eichbrunnen genannt“, entsprang auf dem Grundstück mit der Plannummer 1199. Die Wasserleitung wurde zum Teil in steinernen, zum Teil in hölzernen Deicheln durch mehrere Grundstücke in ein „Bassin“ in der Ortsgasse (Plannummer. 110) geleitet. Zum „unsteuerbaren Besitz“, der einen Umfang von 37 Tagwerk und 60 Dezimalen hatte, zählten auch die „steinerne Brücke über dem Puhleckgraben“ (bei Plannummer 105 und 106), der „Breite Steg (bei Pl.-Nr. 204), der „Schützensteg bei Pl.-Nr. 57 und der „Wiesensteg (bei Pl.-Nr. 55) sowie der „Schellweilerbach“, von der es heißt, sie „gewährt weder einen Fisch oder sonstigen Ertrag“.

Größter privater Grundbesitzer war der Ackerer und Adjunkt Johann Theobald Becker der Junge (1796-1873), der neben seinem Wohnhaus (Plan-Nr. 99) mit zwei Scheuern, Pferde-, Rindvieh- und Schweinestallungen sowie Kelterhaus über 48 Tagwerk 69 Dezimal Grundbesitz auf Schellweilerer Gemarkung sowie über Ländereien in den umliegenden Dörfern verfügte. Ihm folgten Nikolaus Rübel mit 40 Tagwerk 37 Dezimal und Adam Becker III. mit 31 Tagwerk 79 Dezimal an eigenem Land. Grundbesitz von über 20 Tagwerk besaßen weiterhin Theobald Becker sen. (26,68), Theobald Becker IV. (24,07), Theobald Rübel (22,66), Friedrich Müller (22,24) und Theobald Schneider II. (20,46). Bei 58 Grundbesitzern lautet die Berufsangabe „Ackerer“ oder „Ackersmann“. Bei 43 von ihnen ist der Besitz eines Wohnhauses mit Scheuer und Stall nachgewiesen, das heißt sie führten eine selbständige Landwirtschaft; die übrigen waren mithelfende Familienangehörige. Der durchschnittliche Grundbesitz der 43 Bauern mit Hof belief sich 1846 auf 14 Tagwerk und 63 Dezimal, das sind nicht ganz 5 Hektar. Neben den Landwirten werden sieben Taglöhner, vier Maurer, je ein Barbierer, Bergarbeiter, Dienstknecht, Feldschütz, Müller, Schlosser, Schneider, Schullehrer, Schuster und Zimmermann mit meist kleinem Grundbesitz genannt.

SchellweilerDie Örtliche Mühle („Mahlmühle zu einem Mahlgange“) war damals in Besitz von Christian Köhler, der sie zusammen mit dem Mühlteich 1844 für 1.525 Gulden von Jacob Heil erworben hatte. Die Familie Köhler ist in den fünfziger Jahren in die USA ausgewandert. Die Mühle wurde an den von der Schwedelbacher Mühle stammenden Wilhelm Ziegler verkauft, der später (um 1870) das Amt des Adjunkten von Schellweiler bekleidete. Die Mühle wurde bereits um 1890 stillgelegt.

174 Grundbesitzer mit zusammem 289 Besitznummern wohnten außerhalb, in Etschberg, Bledesbach, Hüffler und Kusel, aber auch in Blaubach, Eisenbach, Ehweiler, Kusel, Godelhausen, Konken, Krottelbach, Wahnwegen und Ottweiler. Unter ihnen waren zum Beispiel der Privatier Johannes Grill aus Kusel, dem die Plan-Nummern 2076 und 2077 („Wiesen mit Steinkohlengrube“) gehörten und der Hafner Jakob Gilcher aus Kusel, der Äcker in der Gemarkung „Kaiserwies“ besaß, wo es sandigen Lehm gab, den er als Rohstoff für seine Töpferei abbaute. W“hrend die meisten auswärtigen Grundstückseigentümer nur über eine Wiese, einen Acker oder ein Stück Wald verfügten, hatten einige von ihnen größteren Besitz in Schellweiler, wie z. B. der Etschberger Ackerer Jakob Fauß. Das meiste seiner 8 Tagwerk 43 Dezimalen Land hatte er durch seine aus Schellweiler stammende Frau Elisabetha Morgenstern erhalten. Der Ackerer Theobald Jung aus Hüffler besaß – überwiegend aus der Erbmasse seiner Ehefrau Margarethe Rübel – 7,84 Tagwerk Land auf der Gemarkung von Schellweiler. Den Gemeinden Bledesbach und Ehweiler gehörten größere Waldstücke in der Gemarkung „Die Hundsheck“.

Die Gemeinde gab im Rechnungsjahr 1846/47 allein 363 Gulden und 50 Kreuzer für die Armenpflege aus. Von diesem Geld wurden Kleidung und Schuhe, Arzt- und Hebammengebühren, Medikamente, Pflegegelder für Waisenkinder, Verpflegungskosten für Kranke sowie Beerdigungskosten bestritten. 22 Personen wurden damals offiziell als Ortsarme bezeichnet.

Die Lese- und Schreibfähigkeit, auch dies offenbart der Urkataster von 1845, ließ damals in Schellweiler, besonders bei den erwachsenen weiblichen Einwohnern, sehr zu wünschen übrig. Von 13 Frauen, die ihren Grundbesitz anzeigten, waren allein zehn nicht in der Lage ihren Namen zu schreiben und unterschrieben mit ihrem Handzeichen: xxx. Doch die katastrophale schulische Situation hatte sich inzwischen in Schellweiler bereits erheblich verbessert.

Während die Kinder zuvor die Schule in Hüffler besucht hatten, so entschloß sich die Gemeinde im Jahre 1833 ein eigenes Schulhaus zu erbauen. Nachdem man aus Privatbesitz eine Wiese als Bauplatz erworben hatte, erstellte der Kuseler Baumeister Schmeiser einen Bauplan, der im Dezember 1833 von der Kreisregierung in Speyer genehmigt wurde. 1838 erlaubte der Regierungspräsident auch die Errichtung eines dazugehörigen Ökonomiegebäudes.

Der Schulhausbau stellte für die Gemeinde in den folgenden Jahren eine große finanzielle Belastung dar. Am 2. März 1841 schrieb der Kuseler Bürgermeister Hierthes über die am 16. Februar 1841 abgehaltene Gemeinderatssitzung in Schellweiler: „Durch die vielen Ausgaben seit einigen Jahren veranlaßt durch die Einrichtung des Schulwesens, die Herstellung des Weges nach Etschberg… ist die Gemeindekasse von Schellweiler erschöpft. Die Kosten, welche der Brückenbau beim Schützenhause, die Herrichtung einer großen Mulde beim Eichbrunnen, die Herstellung der Brücke im Ort und des Breitensteegs im Pfuhleck verursachen, werden bedeutend. Wollten sie durch Umlagen gedeckt werden, so würden die meisten Bewohner von Schellweiler bei der geldarmen Zeit, in welcher sie mit Nahrungssorgen zu kämpfen haben, allzuhart trücken.“ Daher beschloß der Gemeinderat, „eine Quantität Eichen aus dem Gemeindewald Breitenbusch“ zu veräußern. 1846 ließ die Gemeinde für den Wegebau im Gemeindewald von Schellweiler („Hundsheck“) Dioritsteine brechen und kleinschlagen. „Die Steinbrecher, arme Leute, welche wöchentlich bezahlt werden müssen, sollen durch den Adjuncten Theobald Becker, einen verlässigen Mann, jede Woche befriedigt werden“, schrieb der Kuseler Bürgermeister an das „Königliche Landcommissariat“.

Schon zu Beginn der fünfziger Jahre war das Schulhaus zu klein geworden. Nach „mehr als zehnjährigen Verhandlungen“ konnte 1864 erreicht werden, daß das „in vollkommen gutem Zustande befindliche Gebäude“ nach dem Antrag des Gemeinderates und der Ortsschulkommission durch einen Anbau an der Südseite vergrößert und dadurch der Schulsaal erweitert wurde. Außerdem sollten auf dem Speicher zwei Dachzimmer ausgebaut werden. 1883 heißt es in den Akten, daß das Schulhaus verschiedener Reparaturen bedürfe; es befinde sich in einem „gräulich verwahrlosten Zustande“. So müsse das Dach ausgebessert und die Lehrerwohnung renoviert werden, „da die Wohnung zur Zeit keinen einladenden Eindruck macht & für Bewerber um die Stelle, welche wiederholt auszuschreiben ist, keinen Anreiz bietet“. Damals wurde behörderlicherseits beanstandet, daß Schulverweser Scheuer drei Zimmer der Lehrerwohnung zur Geflügel- und Kaninchenzucht benutze. Das Bürgermeisteramt wurde beauftragt, dafür Sorge zu tragen, daß diese Zimmer alsbald geräumt und gründlich gereinigt werden. Die Kosten dafür seien dem Schulverweser in Rechnung zu stellen. 1892 klagte der Lehrer über den „gesundheitsschädlichen Zustand seiner Wohnung“. 1894 entschied sich der Gemeinderat für den Neubau eines Schulsaals und die Erweiterung der Lehrerwohnung. Dazu mußte ein Darlehen in Höhe von 5.900 Mark aufgenommen werden, verzinslich zu 3 1/2 % und rückzahlbar in 21 Jahren.

Schellweiler1922 wurde seitens der Regierung die Schaffung eines zweiten Lehrsaals angeregt. Haus 2Doch aufgrund fehlender Finanzen mußte dies zurückgestellt werden. 1926 beschloß der Gemeinderat, einen zweiten Lehrsaal zu errichten, „wenn die Mittel beschafft werden können“. Das Schulhaus wurde dann später (1928/29) aufgestockt und im oberen Stockwerk ein weiterer Saal errichtet.

Mit den Lehrern hatte man hier im 19. Jahrhundert so manche Probleme. Wegen der Einstellung des neuen Lehrers war im Jahre 1855 ein großer Streit in Schellweiler entbrannt, der das Dorf in zwei Lager spaltete. Die Schule in Schellweiler litt unter der langen Krankheit des Lehrers Fegert. Als sich die Ortsschulkommission von Kusel am 19. Februar 1855 unter sechs Bewerbern für Friedrich Umlauf von Liebsthal entschied, heißt es, „daß er im Stande ist, eine herabgekommende Schule, wie die zu Schellweiler durch die längere Krankheit des verstorbenenen Lehrers jetzt ist, in einen sehr guten Stand zu stellen und darin zu erhalten.“ Dem Pädagogen, so heißt es, geht „der Ruf eines in jeder Beziehung sehr braven und tüchtigen Lehrers voraus“. Damals hieß es, die „Schule in Schellweiler ist jetzt verwahrlost und bedarf schnell eines tüchtigen Lehrers“. Während sich die Mehrheit des Gemeinderates für den Lehrer Ruth aus Hundheim aussprach, beanstandete der Bürgermeister von Kusel diese Entscheidung, indem er behauptete, die Abstimmung sei „auf ganz ordnungwidrige Weise unter dem Einflusse von Theobald Becker, dem ehemaligen Adjunkten von Schellweiler, dessen demokratische Gesinnungen dem k. Landkommissariate aus dem Jahre 1848 bekannt sind, welcher der Onkel der Frau des Schullehrers Ruth ist u. Alles aufbietet um diesen nach Schellweiler zu bringen“. Regierungspräsident von Hohe schaltete sich ein, folgte der Empfehlung des Kuseler Bürgermeisters und der Ortsschulkommission und verfügte am 16. März 1855 die Besetzung der „protestantischen deutschen Schule in Schellweiler“ mit dem Lehrer Friedrich Umlauf.

Zwischen Adjunkt Theobald Becker VI. und dem Lehrer Umlauf kam es in den folgenden Jahren wiederholt zu Konflikten. Im Februar 1857 beschwerte sich Umlauf bei der Ortsschulkommission in Kusel über den Adjunkten wegen seines „feindseligen, rohen, anmaßenden und übergreifenden Benehmen“. Auch in den folgenden Jahren kam es zu Auseinandersetzungen mit dem Lehrer. 1881 schließlich, inzwischen wirkte er fast 22 Jahre in Schellweiler, sagte man ihm Alkoholprobleme und diverse Verfehlungen nach, was von mehreren Zeugen best“tigt wurde. Sein Ansehen war stark gesunken. Der Dekan und königliche Lokalschulinspektor Johann Jakob Schäzler beantragte nach alledem die Versetzung Umlaufs. „Für die Schule zu Schellweiler thut ein jüngererer, mit voller Hingebung an seinem Beruf wirkender Lehrer dringend Noth, um auch die Gemeinde zu heben.“ Schließlich bat Umlauf selbst um Versetzung. Er wurde daraufhin noch 1881 nach Ruppertsweiler im Bezirksamt Pirmasens versetzt. Der dortige interimistische Schulverweser Jakob Merz kam als Lehrer nach Schellweiler. Merz blieb nur wenige Monate hier; er wurde nach Dannenfels versetzt. Für ihn kam der bisherige interimistische Schulverweser Philipp Scheuer in Jakobsweiler im Oktober 1881 nach Schellweiler. Scheuer erhielt ein jährliches Gehalt von 600 Mark. Scheuer erkrankte 1882, so daß zunächst Schulverweser Conrad von Konken, ab Februar 1884 Lehrer Adam Nieder in Ehweiler für ihn Dienst tat. Im April 1884 wurde der Franke Friedrich Volkert aus Rednitzhembach bei Schwabach neuer Lehrer in Schellweiler. Später wirkte lange Zeit der Lehrer Valentin Breitenbruch hier, der sich großer Beliebtheit erfreute.

Der Großteil der Bevölkerung Schellweilers lebte bis weit ins 19. Jahrhundert von der Landwirtschaft. Daneben gab es einige Handwerksbetriebe. Schellweilerer Männer und Frauen waren auch als Taglöhner, Knechte und Mägde bei den größeren Bauern des Dorfes beschäftigt. Das Notizbuch des Bauern Ludwig Becker III. vermittelt uns einen Eindruck von den Gesindelöhnen in Schellweiler um die Jahrhundertwende: So erhielt die Magd Anna Gillenberger 1902 an Lohn 170 Mark pro Jahr, hinzu kamen zwei Paar Schuhe, ein schwarzes Kirchenkleid, zwei Hemden, „ein Wagen voll Kohlen wurden ihr geholt“ und 3 Mark Trinkgeld, „welche es gleich bekommen hat“.

Später haben so manche junge Frauen in Kusel, vor allem in den dortigen Tuchfabriken, Arbeit gefunden.

In den Jahren zuvor hatten die wirtschaftlichen Verhältnisse viele Familien dazu gezwungen, sich in den Vereinigten Staaten von Amerika ein neues Zuhause aufzubauen. 80 Personen können wir namentlich nachweisen, die in der Zeit zwischen 1830 und 1900 in die USA zogen. Darunter waren viele Einzelpersonen, aber auch kinderreiche Familien. So machten sich 1844 der Ackerer Jakob Becker V. mit Frau und sechs Kindern und zehn Jahre später der Ackerer Friedrich Bier mit seiner Frau Marie, geb. Morgenstern und sechs Kindern nach Amerika auf. Unter den Auswanderern finden wir mehrere Familien Becker, Bier, Rübel und Schneider. Die meisten von ihnen fanden in Ohio und Illinois ein neues Zuhause, wie z. B. Karl Weis, der 1894 im Alter von 51 Jahren in Marietta, Ohio verstarb.

Schellweiler1870 beabsichtigte der Gemeinderat im Distrikt „Flur“ ein Stück Feld von den Bauern und Gemeinderatsmitgliedern Jakob Theiß und Daniel Rübel zu erwerben, um dort einen neuen Leichenhof zu errichten. Dagegen erhob sich in den folgenden Tagen Protest von Seiten mehrerer Bürger, die der Meinung waren, der angebotene Platz sei viel zu teuer, zudem würde kein Weg zu diesem Landstück führen. Theobald Becker bot einen anderen Platz an, unter der Bedingung, daß ihm und seiner Familie ein eigener Begräbnisplatz reserviert werden solle. Doch der Gemeinderat blieb bei seinem Beschluß und erwarb die Flurstücke von Theiß und Rübel, nachdem auch die Kreisverwaltung die Eignung des Platzes bestätigt hatte.

Im Zuge der Industrialisierung entstanden im ausgehenden 19. Jahrhundert neue Berufe. Mehrere Männer fanden jetzt in saarländischen Hütten- und Bergwerksbetrieben Arbeit und Brot. Die Auswanderung nach Amerika ging zurück.

Am 1. Oktober 1897 erhielt Schellweiler eine Posthilfsstelle.
Im Jahre 1900 zählte der Ort 388 Einwohner. Wenig positives wußte der von der Kreisverwaltung erstellte Gemeindevisitationsbericht für das Jahr 1900 über Schellweiler zu berichten: „Wie sämmtliche zum Bürgermeisteramt Kusel gehörigen Gemeinden, so macht auch die Gemeinde Schellweiler, insbesondere was die Ortstraßen anlangt, einen geradezu vernachlässigten Eindruck. Offenbar fehlt jeder Sinn für Ordnungsliebe u. vielfach auch für Reinlichkeit, sonst könnte es auf den Straßen u. vor den Häusern nicht derart aussehen…. Ein größerer Sinn für Ordnung innerhalb der Ortseinwohnerschaft kann freilich nur dann erweckt werden, wenn die Gemeinde selbst mit gutem Beispiel vorangeht u. für ordentliche Anlage u. Instandhaltung der Ortswege sorgt. Aber das Gegenteil ist der Fall…“ Ergänzend dazu bemerkte der Kuseler Bezirksamtmann Ludwig Stempel am 21. Juni 1900, „daß die konstatierten Mißstände hauptsächlich darauf zurückzuführen sind, daß die ganze Verwaltungsthätigkeit des Bürgermeisteramtes sich auf die Abhaltung einiger Gemeinderatssitzungen u. die Fertigung der schriftl. Arbeiten beschränkt u. daß die Gemeinden so gut wie gar nicht von dem Bürgermeister oder einem der beiden Adjunkten besucht und visitiert werden.“

Doch unmittelbar nach der Jahrhundertwende verbesserte sich das äußere Erscheinungsbild Schellweilers immer mehr. Es ging aufwärts. Das Jahr 1903 brachte Schellweiler wichtige Neuerungen. Damals beschloß der Gemeinderat den Bau einer Wasserleitung mit Hausanschlüssen, nachdem das Bezirksamt Kusel anläßlich der Visitation am 9. Oktober 1902 festgestellt hatte, daß die Erbauung einer Wasserleitung „ein dringendes Bedürfniß“ sei. Am 25. März 1905 stellte Bezirksamtmann Ludwig Gyßling in seinem Visitationsbericht fest: „Die neue Wasserleitung funktioniert gut.“ Der alte Gemeindebrunnen (Trog) vor dem Anwesen von Ludwig Becker hatte damit ausgedient. An ihn erinnert noch heute der Hausname des Anwesens Becker-Blind: „Troch-Luis“. Am 1. August 1903 hatte Schellweiler auch eine gemeindliche öffentliche Telefonstelle erhalten.

Die Einwohnerzahl war 1905 auf 426 Personen angewachsen. Unter ihnen war nur ein Katholik. Adjunkt war Friedrich Becker jr. Dem Gemeinderat gehörten an: Adam Becker, Ludwig Becker III., J. Blinn, Adam Gerlach, Daniel Gilcher jr., Daniel Leiß, Jakob Weber und Julius Weichel. Gemeinde- und Polizeidiener war Jakob Cassel und den Feldschützen-Dienst versah Jakob David. An der protestantischen Volksschule unterrichtete der Lehrer Valentin Breitenbruch. Im Unterdorf befand sich damals eine Posthilfsstelle des Postamts Kusel, die von der Witwe des Friedrich Schneider verwaltet wurde. Der Viehstand betrug nach der Viehzählung von 1904: 44 Pferde, 342 Rindvieh, 290 Schweine und 48 Ziegen.

Elektrisches Licht gab es noch nicht: „Die Gemeinde hat Petroleumbeleuchtung.“ Sie wurde 1915 vom elektrischen Licht abgelöst.

Wie schon in früherer Zeit, so wurde der Zustand der Ortsstraßen immer wieder von der Kreisverwaltung beanstandet. So stellte das Bezirksamt am 12. September 1913 fest, daß die Ortstraße „durchwegs einer gründlichen Ausbesserung“ bedürfe, „namentlich die gepflasterten Stellen sind durchwegs schlecht.“ Das Bürgermeisteramt Kusel reagierte am 14. Oktober 1913 mit dem Versprechen, daß im Frühjahr 1914 mit der Herstellung der Ortsstraßen „abteilungsweise“ begonnen werden soll.

An Vereinen gab es 1905 nur zwei in Schellweiler, den Arbeiterverein mit dem Maurer A. Becker als Vorstand und den Waffenbrüderverein mit Julius Weichel an der Spitze. Der erste Gesangverein des Ortes, der den Namen „Liederkranz“ trug, wurde 1908 gegründet. Nicht immer zogen die Schellweilerer an einem Strang. Innerhalb des Gesangvereins traten Spannungen auf, so daß bald ein zweiter Gesangverein mit Namen „Edelweiß“ gegründet wurde. Ersterer hielt seine Singstunden im Gasthaus Weichel ab, der letztgenannte im Gasthaus Schneider, später Hermann Becker.

Das Adreßbuch für das Jahr 1905 nennt auch die Handel- und Gewerbetreibenden in Schellweiler. An Bader (Friseuren) werden genannt: Jakob Cassel und Julius Becker, Fuhrunternehmer waren Ludwig Becker II., Daniel Buch, Hermann Buch und Jakob Danner, es gab einen Glaser: Jakob Schneider, zwei Schmiede: Julius Becker und Jakob Cassel, einen Schreiner: Jakob Schneider, zwei Schuhmacher: Ludwig Cassel und Adam Schug, zwei Wagner: Jakob Becker und Karl Doll, zwei Kleidermacherinnen und N“herinnen: Lina Weiß und die Witwe Juliana Simon. Wilhelm Ziegler betrieb in der ehemaligen Mühle eine Mehl- und Getreidehandlung. Julius Weichel hatte mehrere Einnahmequellen: Er war in erster Linie Ökonom, führte eine Gastwirtschaft, war Besitzer eines Sandsteinbruchs, einer Branntweinbrennerei und betrieb darüber hinaus Handel mit Düngemittel und Kolonialwaren. Ein weiteres Kolonialwarengeschäft wurde von dem Hüttenarbeiter Jakob Schneider betrieben, und Julius Schneider führte die zweite Gastwirtschaft. An Landwirten werden außer Weichel genannt: Adam Becker, Jakob Blinn, A. Gerlach, Daniel Gilcher jr., Daniel Klein, Jakob Weber und Julius Ziegler.

SchellweilerViele Männer arbeiteten als Maurer Steinbruch und Steinbrucharbeiter, andere waren als Bergleute und Hüttenarbeiter in den Gruben und Eisenhütten des Saarreviers tätig. Da sie meistens die ganze Woche über in Schlafhäusern bei ihren Arbeitsstellen wohnten, mußten ihre Frauen zu Hause die kleine Landwirtschaft besorgen. Es waren die sogenannten Bergmannsbauern, deren es in unserer Region so viele gab.

Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges begann auch für viele Schellweilerer Familien eine schwere Zeit. Voller Hoffnung auf ein siegreiches Ende des Krieges trug sich Leutnant Carl Gebhart aus Lauterecken, der Sohn des damaligen Wahlkreisabgeordneten im Deutschen Reichstag, bei seinem Heimaturlaub im Dezember 1914 mit folgendem Vers in das Gästebuch der Familie Weichel ein: „Und wenn die Welt voll Deiwel wär und wollt uns gar verschlingen, so fürchten wir uns nicht so sehr, es muß uns doch gelingen“. Ähnlich zuversichtlich verewigte sich im gleichen Gästebuch auch der Marine-Unteroffizier Gustav Leiss aus Schellweiler „nach 8 1/2 monatlicher schwerer Zeit im Felde“:
„In des Krieges Ungewittern
Fest gestützt und treu vereint
Darfst Du nimmermehr erzittern,
Deutsches Volk, vor einem Feind.
Mag der Neid die Blicke senden
Nach dem Glück, das Dir beschert;
In den starken Zollernhänden
Ruht Dein Heil und ruht Dein Schwert.“

Doch auch die Hoffnungen der Schellweilerer Soldaten erfüllten sich nicht. Siebzehn von ihnen blieben auf den Schlachtfeldern des Krieges zurück. Ihre Namen sind sowohl in der Kuseler Stadtkirche als auch auf dem Kriegerdenkmal verzeichnet, das auf dem Friedhof errichtet wurde. Dieser hatte im Jahre 1919 eine Erweiterung erfahren.

Es begann die Zeit der französischen Besatzung in der Pfalz. Zu Beginn der zwanziger Jahre litten die Menschen unter der schweren Wirtschaftskrise und der Inflation. „Immer drückender wird die Teuerung auf allen Gebieten der Lebensführung. Ein schwerer Winter steht uns bevor. Mangel am Notwendigsten und bittere Hungersnot klopfen an die Tür so Vieler an. ‚Was werden wir essen? Womit werden wir uns kleiden?‘ lauten die oft gehörte Fragen banger Sorge.“ So schilderte der Armenpflegschaftsrat, das Bürgermeisteramt Kusel und die Kuseler Pfarrämter am 1. November 1922 die Situation und baten die Landwirte in Stadt und Land bei der Steuerung der Not mitzuhelfen. Schellweilerer Bauern lieferten damals große Mengen an Lebensmittel, z.B. 12 Zentner Kartoffeln sowie Gemüse, Eier, Speck und Dörrobst an die in Kusel eingerichtete Suppenküche. Auch in Schellweiler wuchs die Zahl der Erwerbslosen an, die wie die Klein- und Sozialrentner am meisten litten. Erwerbslose, die in den Genuß von Unterstützungsgeldern kamen, mußten dafür Pflichtarbeiten, z.B. bei der Straßenmeisterei in Kusel ableisten. Die soziale Lage besserte sich noch lange nicht.

An der Reichspräsidentenwahl am 29. März 1925 beteiligten sich nur 89 der 271 Stimmberechtigten. Von ihnen entschieden sich 44 für Otto Braun, 36 für Dr. Karl Jarres, nur fünf für Ernst Thälmann, drei für Dr. Willy Hellpach und eine Stimme fiel auf Erich Ludendorff. Beim zweiten Wahlgang wählten 67 Paul von Hindenburg, 46 Wilhelm Marx und neun Thälmann.

Bei den Reichstagswahlen 1928 erhielt die SPD in Schellweiler die meisten Stimmen (37,3 %), gefolgt von der KPD (24,3 %) und der DBP/Landvolk (20,8 %). Die NSDAP hatte zu dieser Zeit noch wenige Anhänger im Ort. Sie kam damals nur auf 1,2 % der Stimmen. Bei der Reichstagswahl im Jahre 1930 legte sie etwas über 3 % zu und erreichte 4,3 %, während die SPD über 10 % verlor (27,5 %), die KPD leicht (26,8 %) und der Block „DBP/Landvolk“ (29,7 %) stark zunahmen.

Bei der Ortsbesichtigung durch den Kuseler Bezirksarzt Dr. Mayr am 25. Januar 1930 wurde bemängelt, daß „über die Ortstrassen teilweise Pfuhl bezw. der Abfluss aus den Dunggruben und Misthaufen sich ergiesst, wodurch die Gefahr der Verunreinigung der Wasserläufe und eine Verschleppung von Krankheitskeimen gegeben ist.“ Vor allem beanstandete Dr. Mayr den Zustand des Gemeinde-Armenhauses, das von einem alten Ehepaar bewohnt werde. Das Bürgermeisteramt in Kusel versprach am 24. Juni 1930 Abhilfe, versäumte jedoch nicht, auf die schlechte finanzielle Lage der Gemeinde hinzuweisen: „Bei der gegenwärtigen Lage müssen die Gemeinden mit Pfennigen rechnen, wenn nicht der völlige Zusammenbruch der gemeindlichen Haushalte die Folge sein soll.“

Im Januar 1931 konnte die Besichtigungskommission feststellen, daß die Gemeinde zur Zeit dabei ist, einen Ortsweg neu instand zu setzen, nachdem die Gemeinde aus der Kraftfahrzeugsteuer einen Zuschuß von 1000 Reichsmark erhalten hatte.

Um 1930 waren immer noch mehrere Familien in Schellweiler auf öffentliche Unterstützungszahlungen angewiesen. Bei der Sammlung des Winterhilfswerks kamen in Schellweiler am 15. Dezember 1931 an Naturalien insgesamt 14 Zentner Kartoffeln, 4,5 Zentner Gemüse, 1,20 Zentner Äpfel und ein Zentner Kohlen zusammen und wurden an zehn bedürftige Familien im Ort verteilt. In der Schule fanden Kinderspeisungen statt.

SchellweilerDiese Entwicklung begünstigte auch hier das starke Anwachsen der NSDAP. Die Wahlen im Jahr 1932 machen dies deutlich: Bei der Reichspräsidentenwahl am 10. April 1932 erhielt Adolf Hitler in Schellweiler über die Hälfte der abgegebenen Stimmen, nämlich 129. Weit dahinter folgten Hindenburg (66) und Ernst Thälmann (60). Theodor Disterberg erhielt nur eine Stimme. Erwartungsgemäß erhielt die NSDAP bei der zwei Wochen später erfolgten Landtagswahl die meisten Stimmen (149), während die SPD nur auf 39, die KPD auf 52, der bayerische Bauern- und Mittelstandsbund und die DVP/Wirtschaftspartei jeweils nur auf zwei Stimmen kamen. Ähnlich war auch das Ergebnis bei der Reichstagswahl am 31. Juli 1932: NSDAP 142, SPD 36, KPD 61, Zentrum/Bayerische Volkspartei 1.

Nach der sogenannten Machtergreifung Ende Januar 1933 hatte die NSDAP auch im örtlichen Gemeinderat das Sagen. Politisch Andersdenkende wie Kommunisten, Sozialdemokraten und Zentrumswähler wurden von der NSDAP-Kreisleitung beschattet und unter Druck gesetzt. Wie in den Nachbardörfern, so wurden auch in Schellweiler jene Bauern von Spitzeln der NSDAP beobachtet, die weiterhin mit jüdischen Viehhändlern aus Kusel oder Konken Handel trieben oder sonstige Ortsbewohner, die in jüdischen Geschäften Kusels einkauften.

Bei der Reichstagswahl 1933 stimmten viele ehemalige SPD- und DBP-Wähler in Schellweiler für die NSDAP. Während die „DBP/Landvolk“ nicht mehr angetreten war, kam die SPD gerade noch auf 8,5 %. Die Kommunisten dagegen behaupteten sich damals immerhin noch mit 21,2 % der Stimmen. Der Großteil der Wahlberechtigten entschied sich für die NSDAP: 69,5 %. Die Jungen wurden in der „Hitler-Jugend“ (HJ) und die Mädchen im „Bund deutscher Mädel“ (BdM) organisiert. Die Ortsgruppe der NSDAP wurde mehrere Jahre von dem Landwirt Rudolf Becker-Blind geleitet.

Bei der Volksabstimmung am 19. August 1934 hatten gerade noch zwei Bürgerinnen oder Bürger in Schellweiler den Mut, gegen die Herrschaft der Nationalsozialisten zu stimmen; 312 stimmten mit „Ja“; eine Stimme war ungültig.

1938 zählte Schellweiler 488 Einwohner. 1. Beigeordneter war Hermann Emrich, 2. Beigeordneter Adolf Becker, der gleichzeitig das Amt des Ortsbauernführers bekleidete. Dem Gemeinderat gehörten Ludwig Rübel Jr., Jakob Theobald, Jakob Theiß und Karl Doll an.

Der Ort zählte damals gerade mal zwei Telefonanschlüsse: bei dem Schmied Julius Becker im Unterdorf befand sich die „Öffentliche“; einen weiteren Telefonanschluß besaß der Land- und Gastwirt Wilhelm Weichel. Immer noch war die Landwirtschaft der dominierende Erwerbszweig in Schellweiler. Für 39 Männer wird als Beruf Landwirt angegeben, 20 Männer verdienten als Bergleute ihren Unterhalt, 12 waren als Hilfsarbeiter tätig, neun als Maurer, fünf als Steinhauer, um nur die am häufigsten genannten Berufsbezeichnungen aufzuführen.

Wegen der Lage des Milchhäuschens im Unterdorf entbrannte in den dreißiger Jahre großer Streit in Schellweiler. Daraufhin gab es bald ein zweites Milchhäuschen im Oberdorf.

Ab März 1938 setzte sich der Kreisamtsleiter der NSDAP für die Einrichtung eines Erntekindergartens in Schellweiler ein. Die Bevölkerung habe großes Interesse daran; es seien bereits 35 Kinder angemeldet. Nachdem die Finanzierung geklärt war, wurde der Kindergarten im Mai 1939 im Haus von Jakob Rech durch die NS-Volkswohlfahrt eingerichtet. Der Kindergarten bestand bis 1945.

Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges mußten erneut viele junge Männer des Dorfes einrücken. Mehrmals waren Soldaten in Schellweiler einquartiert, vor allem nach dem Frankreich-Feldzug. Im Juni 1941 hatte das Pionierbatallion 112 der 3. Kompagnie, das auf dem Truppenübungsplatz Baumholder übte, seinen Gefechtsstand im Gasthaus Weichel eingerichtet, ehe es kurz nach Beginn des Rußland-Feldzuges nach Rußland verlegt wurde. Auch beim Rückzug 1945 waren wieder viele Soldaten hier in Quartier. In unmittelbarer Umgebung fanden damals Rückzugskämpfe statt, bei denen es Opfer zu beklagen gab. Die Bevölkerung Schellweilers suchte damals in den Kellern und Stollen Zuflucht.

Groß war das Leid, das der Zweite Weltkrieg für viele Familien in Schellweiler brachte: 35 Männer fielen an den Fronten des Krieges oder erlagen ihren Verletzungen in den Lazaretten. 20 junge Männer gelten als vermißt. In einer Familie (Becker, genannt „Derrese“) fielen drei Söhne und ein Schwiegersohn!

SchellweilerMit dem Einmarsch der Amerikaner am 19. März 1945 ging auch in Schellweiler die nationalsozialistische Ära zu Ende. Beigeordneter Hermann Emrich wurde seines Amtes enthoben. Zum neuen Beigeordneten setzte die Besatzungsmacht Otto Becker (KPD) ein. Am 15. September 1946 fanden die ersten demokratischen Gemeindewahlen in der Pfalz statt. Schellweiler hatte mit 92,5 % die höchste Wahlbeteiligung in der Bürgermeisterei Kusel. Für die SPD stimmten 136 und für die KPD 50 Wähler, während sich 61 für die parteilose Gruppierung entschied. CDU und Sozialer Volksbund (SV, später FDP) hatten in Schellweiler nicht kandidiert.

Nach den ersten demokratischen Gemeindewahlen im Herbst 1946 wurde Jakob Schneider zum Beigeordneten gewählt. Doch schon am folgenden Tag mußte er seines Amtes entsagen, da sein Bruder dem Gemeinderat angehörte und die damals geltenden Gesetze dies nicht zuließen. Neuer Beigeordneter wurde Adolf Schug, der sein Amt in dieser schwierigen Zeit nur zwei Jahre bekleidete und 1948 von Karl Heß abgelöst wurde.

An der Landtagswahl am 18. Mai 1947 beteiligten sich 72,5 % von 305 Wahlberechtigten, das waren 221 abgegebene Stimmen. Davon entfielen auf die SPD 111, auf die KPD 61, auf den SV 23 und auf die CDU 10 Stimmen.

Ab 1947 kamen die ersten Ostflüchtlinge nach Schellweiler. Damals wurden alle Wohnungen erfaßt und nach Kapazitäten zur Unterbringung der ankommenden Heimatvertriebenen und Flüchtlinge Ausschau gehalten. Das Kreiswohnungsamt Kusel erließ entsprechende Erfassungs- und Zuweisungsverfügungen. Ende 1950 erstellte das Kreisflüchtlingsamt Kusel einen Verteilungsplan für die zu erwartenden 3000 Heimatvertriebenen, die im Kreisgebiet unterzubringen waren. Durch den Zuzug der Flüchtlinge ging auch die Bevölkerungszahl Schellweilers wieder nach oben. Hatte sie 1939 noch bei 513 gelegen, so belief sie sich 1950 auf 541. Diese Zahl hielt sich bis etwa 1960 (545) und 1970 (567). Seit der Mitte der siebziger Jahre war dann zunächst, bedingt durch Geburtenrückgang und Wegzüge, ein Rückgang der Einwohnerzahl zu verzeichnen. Erst in den achtziger Jahren stieg die Einwohnerzahl wieder an. 1980 betrug sie noch 498 und 1996 lebten wieder 550 Personen in Schellweiler.

In den letzten Jahrzehnten hat der Ort einen starken Strukturwandel erlebt, der sich in erster Linie im Rückgang der landwirtschaftlichen Betriebe zeigte. 1950 wurden hier noch 23 Haupt- und 35 Nebenerwerbsbetriebe gezählt. 1980 bestanden noch drei landwirtschaftliche Haupt- und 13 Nebenerwerbsbetriebe. Heute bestehen in Schellweiler nur noch ein Voll- und ein Nebenerwerbsbetrieb. 1950 waren auch noch 60 Männer als Bergleute tätig, 10 Hüttenleute, 10 Steinbrecher und Steinhauer und 45 Maurer. Heute gibt es hier weder Berg- noch Hüttenleute, keine Steinhauer, noch 10 Maurer wurden 1996 in Schellweiler gezählt.

In kirchlicher Hinsicht gab es 1956 eine wichtige Veränderung: Die Kirchenregierung in Speyer verfügte die Abtrennung der evangelischen Parochialgemeinde Schellweiler von der Pfarrei Kusel, zu der sie jahrhundertelang gehörte. Die Schellweilerer Protestanten wurden der Pfarrei Hüffler-Wahnwegen zugeordnet. Dies geschah nicht ohne örtlichen Protest.

Unter dem Beigeordneten Rudolf Becker-Blind (1952-1960) wurde neben dem Schulhaus ein Volksbad geschaffen (1955) und im darauffolgenden Jahr eine Gemeinschafts-Gefrieranlage im Raiffeisen-Lagerhaus eingerichtet. 1960 wurde Beigeordneter Rudolf Becker-Blind von dem Bergmann Emil Becker (SPD) abgelöst. Ihm folgte 1964 der damals 39jährige, parteipolitisch unabhängige Finanzbeamte Adam Benner. In seiner Amtszeit als Ortbürgermeister wurde die Leichenhalle auf dem Friedhof gebaut (1965), die zentrale Abwasserversorgung geschaffen (1970), die Wasserleitung vollständig erneuert und Baugelände (seit 1980) bereit gestellt.

Schellweiler1972, als Schellweiler zur Verbandsgemeinde Kusel kam, schloss sich die Gemeinde zur Sicherung der Wasserversorgung dem Wasserzweckverband Ohmbachtal an. Die Infrastruktur und das Gesicht des Dorfes erfuhren in jenen Jahren erhebliche Verbesserungen und Veränderungen, mitunter leider auch auf Kosten erhaltenswerter alter Bausubstanz!
Im Rahmen des in den achtziger Jahren durchgeführten klassischen Flurbereinigungsverfahrens wurde im Wiesental zwischen dem Ober- und Unterdorf ein Festplatz mit Freizeitgelände und Grillhütte sowie ein Weiher geschaffen. Damit sollten die oft zerstrittenen beiden Ortsteile n“her zusammengeführt werden. Schellweiler war das erste Dorf im Kreis Kusel, das zu Beginn der achtziger Jahre als Dorferneuerungsgemeinde anerkannt wurde. Eine der letzten Amtshandlungen von Ortsbürgermeister Benner und seines Gemeinderates war der Umbau des seit 1987 nicht mehr benützten Schulhauses zum Dorfgemeinschaftshaus. Nach einjähriger Umbauarbeit konnte es im Dezember 1989 seiner Bestimmung übergeben werden. Der Umbau hatte rund 600.000 Mark gekostet, wobei das Land Rheinland-Pfalz etwa die Hälfte beigesteuert hatte.
Nach 25jähriger Tätigkeit als Ortsbürgermeister trat Adam Benner 1989 im Alter von 65 Jahren von seinem Amt zurück. Sein Nachfolger wurde der Landwirt Fritz Becker-Blind, der sich im Vereinsleben des Ortes seit Jahren bereits engagiert hatte und seit 1974 für die FWG dem Kreistag angehört.

Noch ein Blick auf das Wahlverhalten in Schellweiler in den sechziger, siebziger und achtziger Jahren. Seit den fünfziger Jahren entschieden sich die Schellweilerer mehrheitlich für die Sozialdemokraten. Bei der Bundestagswahl 1965 entfielen auf die SPD 54,1 %, auf die CDU 19,8 %, auf die NPD 14,4 % und auf die FDP 9,3 % und auf die DFU 1,1 % der gültigen Stimmen. Die Bundestagswahl 1976 brachte der SPD hier sogar 72 % und der CDU 22 %. Die FDP kam jetzt nur noch auf 5 % und die NPD auf nur 1 %. Im Jahre 1987 (Bundestagswahl) verlor die SPD (68,3 %) einige Stimmen an die Grünen (4,5 %); die CDU kam auf 23 %, die FDP sank ab auf 2,8 % und die NPD auf 1,6 %.

Keine Gemeinde funktioniert ohne ein gutes Vereinsleben. So ist es auch in Schellweiler. „Ältester Verein und Kulturträger ist die Kulturgemeinschaft“, schreibt der langjährige Schellweilerer Lehrer Hans Ullrich. Die Kulturgemeinschaft besteht aus einem gemischten Chor, hervorgegangen aus den beiden Gesangvereinen „Liederkranz“ und „Edelweiß“ sowie einem kleinen Frauenchor, der die gute Tradition des Beerdigungssingens noch am Leben h“lt. Die Kulturgemeinschaft unterhält seit 1990 eine Partnerschaft mit dem Gesangverein Mellenbach in Thüringen, die durch alljährliche gegenseitige Besuche gepflegt wird.

Aus dem kulturellen Leben des Dorfes nicht wegzudenken ist der Musikverein, der 1966 gegründet wurde und über 30 aktive Musiker zählt. Dem 1956 gegründeten Landfrauenverein gehören heute etwa 100 Frauen an. Er bietet seinen Mitgliedern Vorträge, Vorführungen, Fahrten und Besichtigungen an. Das dörfliche Gemeinschaftsleben wird des weiteren geprägt vom Sportverein (gegründet 1930), der Freiwillige Feuerwehr, dem Feuerwehr-Förderverein, der Interessengemeinschaft Dorfweiher und dem FCK-Fanclub.

Während die Vereinsveranstaltungen heute hauptsächlich im Dorfgemeinschaftshaus stattfinden, waren es früher die S“le der beiden örtlichen Gastwirtschaften, in denen Versammlungen, Vereinsfeste und die Kerwe abgehalten wurden. Die Gaststätte Becker besteht noch heute. Die traditionsreiche Gastwirtschaft Weichel, jahrzehntelang geführt von Karolina Weichel (genannt „die Goth“), zuletzt von ihrer Tochter Elisabeth Ziegler, wurde 1978 aufgegeben. Sie erfuhr in den neunziger Jahren unter den damaligen Besitzern noch einmal ein kurzes Aufleben.

In den letzten Jahren wurde das Dorf mit Erdgas (1994) versorgt, die Schulstraße wurde ausgebaut und es entstand ein neues Baugebiet „In der Höll“. Der Ort führte Maßnahmen zur Dorferneuerung durch und beteiligte sich in den neunziger Jahren wieder erfolgreich an der Aktion „Unser Dorf soll schöner werden“. 1995 wurde Schellweiler 2. Kreissieger in der Hauptklasse und ein Jahr später 4. Kreissieger in der Sonderklasse.
Quellen:

Landesarchiv Speyer: Bestand L 56, Nrn. 253 und 254.

Kreisarchiv Kusel: A 524, 611-22, A 2625, A 2822, A 3254-2.

Archiv der Verbandsgemeinde Kusel: Kartons Nr. 8 (69, 70, 72), 42 (330), 43 (340), 47 (370)

Privatarchiv des Verfassers: Gästebuch der Familie Weichel.

Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde, Kaiserslautern, Asuwandererkartei

Adreßbuch für die Rheinpfalz, Band II, 1907-09.

Adreßbuch für den Amtsbezirk Kusel mit seinen sämtlichen Gemeinden, Ausgabe 1938, S. 168 und 179.

Annette Kunselman Burgert: Eighteenth Century Emigrants from German-Speaking Lands to North America, Vol. II: The Western Palatinate, Birdsboro, Pennsylvania 1985.

Ernst Christmann, Die Siedlungsnamen der Pfalz, Teil 2 (= Veröffentlichungen der Pfälzischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften, Band 29), Speyer 1968.

Ernst Christman:, Aus Schellweilers fernen und fernsten Tagen. Oder: Vom Zehntspeicher zum stattlichen Dorf, in: Die Rheinpfalz, Ausgabe Kusel vom 27.3.1962.

Martin Dolch und Albrecht Greule: Historisches Siedlungsnamenbuch der Pfalz, Speyer 1991.

Michael Englram: Das Postwesen in der Rheinpfalz seit 1818, Speyer 1913.

Michael Frey: Versuch einer geographisch-historisch-statistischen Beschreibung des kön. bayer. Rheinkreises, 3. Teil, Speyer 1836-1837.

Schaaff, Karl: Untertanenlisten des Herzogtums Pfalz-Zweibrücken aus den Huldigungsprotokollen des Jahres 1776 (= Schriften zur Bevölkerungsgeschichte der pfälzischen Lande, Folge 6), Meisenheim 1977.

Hans Ullrich: Schellweiler, in: Westricher Heimatblätter, Jg. 31, März 2000, Nr. 1, S.39-44.

Dieter Zenglein: Sechs Orte im Landkreis Kusel können 2002 Jubiläum feiern, in: Westrichkalender Kusel 2002, S. 129-134.
Wertvolle Hinweise verdankt der Autor vor allem Adam Benner, Fritz Becker-Blind, Erich Bertram, Ludwig Doll und Matthias Doll. Ein besonderer Dank gilt Herrn Dieter Zenglein (Kreisverwaltung Kusel) und Herrn Barth (Verbandsgemeindeverwaltung Kusel) für ihre Unterstützung.